Lynn C. Fritz

1942: Geboren in San Francisco als Sohn eines Logistikunternehmers
1967: Abschluss des Jura-Studiums mit einem Juris Doctor von der Lincoln University School of Law und Einstieg in das Familienunternehmen Fritz Companies Inc.
1992: Börsengang von Fritz Companies
1995: Verleihung des Doktortitels der Rechtswissenschaften von der Pepperdine University für Verdienste am Gemeinwohl
1997: Status Fortune 1000 für Fritz Companies
2001: Fritz Companies wird für 450 Millionen US-Dollar an UPS verkauft
2001: Gründung von LynnCo Supply Chain Solutions und dem Fritz Institute
2005: Citizen Diplomat Award des International Diplomacy Council
2008: Wohnortwechsel in das Weingut Lynmar Estate und Ausbau der Weinproduktion
2008: California Prize for Service of the Common Good der Universität von San Francisco

Ämter
Mitglied des Verwaltungsrats des Exploratoriums von San Francisco und der Abteilung für Weinbau und Önologie der University of California
Aufnahme in die Logistics Hall of Fame 2021

Lynn C. Fritz wird 1942 in San Francisco, Kalifornien, geboren. Nach der Schule entscheidet sich der Sohn eines Logistikunternehmers nicht sofort, in den Betrieb des Vaters einzusteigen. Er studiert Rechtswissenschaft und schließt diese mit dem Abschluss Juris Doctor an der Lincoln University School of Law ab. Danach steigt er in die Firma ein und wird nach dem Ausscheiden des Vaters CEO von Fritz Companies. Der Kalifornier ist erfolgreicher Unternehmer. In den mehr als 30 Jahren, in denen Fritz die Firma leitet, entwickelt er sie von einer kleinen Zollmaklerorganisation zu einem börsennotierten internationalen Logistikdienstleister mit mehr als 11.000 Mitarbeitern in 120 Ländern. Das Unternehmen geht 1992 an die Börse, 1997 bekommt es den „Fortune 1000“-Status. Fritz ist bis Mai 2001 Chairman und CEO des Dienstleisters, dann verkauft er an UPS. Nur wenige Monate nach dem Verkauf von Fritz Companies ruft er die Firma LynnCo Supply Chain Solutions und das Fritz Institute ins Leben. Das Institut widmet sich bis heute der Logistik für humanitäre Organisationen.

Das Fritz Institute ist als gemeinnützige Organisation konzipiert, die in Partnerschaft mit Regierungen, Hilfsorganisationen und Unternehmen auf der ganzen Welt arbeitet, um Lösungen zu entwickeln und die Einführung bewährter Verfahren für eine schnelle und effektive Katastrophenhilfe und -bewältigung zu erleichtern. Fritz erkannte während seiner Zeit als Unternehmer, dass wirksame humanitäre Einsätze an vorderster Front durch starke Kompetenzen im Hintergrund unterstützt werden müssen: effektive operative Prozesse, angemessener Einsatz von unterstützenden Technologien, gut ausgebildetes Logistikpersonal, objektive Leistungskennzahlen und institutionalisiertes Lernen im gesamten humanitären Sektor. Alle Initiativen im Bereich der Humanitären Logistik basieren auf seiner Pionierarbeit.

Experten im Bereich Logistik für humanitäre Organisationen heben gleich mehrere Verdienste von Fritz hervor. Er hat im Institut die kostenlose webbasierte Logistiksoftware HELIOS entwerfen und entwickeln lassen, die heute als weltweiter kostenloser Standard für humanitäre Organisationen im Einsatz ist. Das Tool wurde auf der Grundlage der Bedürfnisse humanitärer Hilfsorganisationen in der Notfallphase einer Katastrophe entwickelt. Die Technologie ermöglicht die minutengenaue Verfolgung von Lebensmitteln, Non-Food-Artikeln, Sach- und Geldgeschenken und Finanzinformationen über die Waren in der Lieferkette. Mitarbeiter des Instituts interviewten für die Entwicklung des Tools mehr als 3.000 Stunden Mitarbeitende des Roten Kreuzes und des Roten Halbmonds, weil Fritz erkannte, dass sich die Software für die Versorgungsketten von Hilfsorganisationen von der von kommerziellen Ketten unterscheidet: Humanitäre Hilfe sei ein zyklisches und oft unvorhersehbares Geschäft, und deshalb habe sein Institut so viel Zeit und Mühe in die Entwicklung dieser Software investiert.

Experten betonen noch weitere Verdienste des Unternehmers: Er rief beispielsweise den ersten Verein für humanitäre Helfer in den USA ins Leben. Und er gründete ein Konsortium von Unternehmen, die Logistikexperten verleihen oder Bargeld spenden. Damit theoretische Konzepte schnell umgesetzt werden, knüpfte Fritz persönlich Kontakt zu vielen Führungskräfte von Hilfsorganisationen in den USA und im Ausland, um in ihren Köpfen Veränderungen zu bewirken. Wenn es um die Kompetenz für die effiziente Verteilung von Hilfsgütern geht, fällt in humanitären Organisationen meist ein Name: Lynn C. Fritz.

Fotos: LHOF/Sebastian Gabsch

Laudatio auf Lynn C. Fritz anlässlich der Aufnahme in die Logistics Hall of Fame am 25. November 2021

Laudator: Steffen Bilger, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur

Verehrte Preisträger der vergangenen Jahre,
sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Lynn Fritz!

Ich freue mich sehr, heute Abend im festlichen Ambiente des Erich Klausener Saals zu stehen und diese Laudatio halten zu dürfen, denn das neue Mitglied der Logistics Hall of Fame ist ein ganz besonderer Logistiker und ein ganz besonderer Mensch. Und ich freue mich zudem, dass Lynn Fritz in dieser von der Coronapandemie geprägten Zeit mit Familienmitgliedern von Kalifornien nach Berlin geflogen ist, um persönlich anwesend zu sein.

Sehr geehrter Herr Fritz, herzlich willkommen in Berlin!

Lynn Fritz ist bereits seit vielen Jahren als erfahrener Logistikunternehmer aktiv. Eigentlich war Lynn Fritz bereits im Jahr 2001, als er seine Firma Fritz Companies 2001 an UPS verkaufte, ein preisverdächtiger Logistikunternehmer. Mit gerade mal 40 Mitarbeitern hatte er 1969 das auf Zolldienstleistungen spezialisierte Unternehmen seines Vaters übernommen und krempelte die Ärmel hoch, um es zu internationalisieren.

In den sechziger Jahren in Kalifornien ging Lynn Fritz dem legendären „American Dream“ des „Selfmade Man“ nach. Freilich: Er war kein Tellerwäscher, der sich zum Millionär hocharbeitete. Er betont in Interviews immer wieder, dass er das Glück hatte, die Firma seines Vaters übernehmen zu können.

Dennoch bedurfte es großer Arbeitsleistung und einer noch größeren Ausdauer, um ein Unternehmen von 40 auf 11.000 Mitarbeiter wachsen zu lassen. Und das in nur drei Jahrzehnten. Der Börsengang 1992 sowie die Internationalisierung des Unternehmens in 120 Ländern sind eine für sich schon beachtenswerte Leistung gewesen.

Allerdings kommt dann im Jahr 2001 ein radikaler Schritt in eine ganz andere Richtung! Zunächst verkauft Lynn Fritz das Unternehmen Fritz Companies. Lynn Fritz galt da bereits als einer der erfolgreichsten US-Logistikunternehmer – übrigens auch bei seinen Kooperationspartnern in Europa. Und man hätte eigentlich erwartet, dass er fortan seinen Ruhestand bei Flower-Power-Songs in San Francisco oder Reggae-Sounds auf einem Boot in der Karibik genießen würde. Das tat er aber nicht! Im Gegenteil, wieder krempelte Lynn Fritz seine Ärmel hoch und startete seine zweite Karriere.

Eine ganz besondere Karriere – ohne Lohn. Eine Karriere, in der er intensiv netzwerkt und sein Wissen sowie große Teile seines Vermögens weitergibt. Denn die Logistik für humanitäre Organisationen ist zu seiner Herzensangelegenheit geworden. Dafür lebt er fortan – und zugegebenermaßen auch ein bisschen für den – wie man mir berichtete - ausgezeichneten Chardonnay und Pino Noir auf seinem kalifornischen Weingut.

Lynn Fritz berichtet im Logistics Hall of Fame Magazin, dass er zeitlebens von der Motivation der Mitarbeiter von Hilfsorganisationen begeistert war, von ihrem großen Einsatz für andere Menschen. Und gleichzeitig sah er mit eigenen Augen während Reisen in Hunger- und Krisengebiete, dass es erhebliche Mängel bei der Logistik im internationalen Katastrophenmanagement gab. Mit fatalen Folgen für die Betroffenen, die auf Hilfsgüter dringend warteten. Fortan machte er es sich zur Aufgabe, die Strategien industrieller Logistik auf Hilfsorganisationen und deren Bedürfnisse zu übertragen. Dafür gründete er das Fritz Institute.

Das nach ihm benannte Institut ist eine gemeinnützige Organisation, die in Partnerschaft mit Regierungen, Organisationen und Unternehmen auf der ganzen Welt arbeitet, um Lösungen zu entwickeln und die Einführung bewährter Verfahren für eine schnelle und effektive Katastrophenhilfe und -bewältigung zu erleichtern.

Lynn Fritz setzte die Hebel an mehreren Stellen an, um Hilfsorganisationen zu helfen: Effektive operative Prozesse, Einsatz von unterstützenden Technologien, gut ausgebildetes Logistikpersonal, objektive Leistungskennzahlen und institutionalisiertes Lernen im gesamten humanitären Sektor. Alle Initiativen im Bereich der Humanitären Logistik basieren im Prinzip auf seiner Pionierarbeit.

Experten und Weggefährten heben heute mehrere Verdienste von Fritz hervor. Er hat im Institut die webbasierte Logistiksoftware HELIOS für mehr als eine Million US-Dollar entwickeln lassen, die heute weltweit als frei verfügbarer Standard für humanitäre Organisationen im Einsatz ist. Das Tool ermöglicht Hilfsorganisationen die minutengenaue Verfolgung von Lebensmitteln, Non-Food-Artikeln, Sach- und Geldgeschenken und Finanzinformationen über die gesamte Liefer- und Hilfskette.

Mitarbeiter des Instituts interviewten für die Entwicklung des Tools mehr als 3.000 Stunden lang Mitarbeiter des Roten Kreuzes und des Roten Halbmonds, weil Lynn Fritz erkannte, dass die Versorgungsketten von Hilfsorganisationen andere Anforderungen haben als herkömmliche Lieferketten.

International bekannt wurde das Fritz Institute auch für seine Jahresberichte, Fallstudien und White Paper zu Erdbeben, Überflutungen und Wirbelstürmen. Dutzende Wissenschaftler, aber auch die Vereinten Nationen, Hilfsorganisationen sowie die Privatwirtschaft beziehen sich heute auf die Quellen und Erkenntnisse des Fritz Institute. Auch Verbände und Vereine nutzen die Informationen. Experten betonen noch weitere Verdienste des Unternehmers: Er rief beispielsweise den ersten Verein für humanitäre Helfer in den USA ins Leben. Und er gründete ein Konsortium von Unternehmen, die im Bedarfsfall Logistikexperten zur Verfügung stellen oder Bargeld spenden.

Meine Damen und Herren, wann immer man sich mit humanitären Organisationen über Katastrophenhilfe und die effiziente Verteilung von Hilfsgütern unterhält, fällt ein Name: Lynn Fritz.
Weil 80 Prozent der Kosten in Einsatzgebieten auf Logistik entfallen, konnten die NGOs dank seiner Initiative Millionen US-Dollar für Transportkosten einsparen. Letztlich verdanken unzählige Menschen in Katastrophengebieten ihr Leben indirekt Lynn Fritz.

Lynn Fritz hat zurecht zahlreiche nationale Auszeichnungen für seine ehrenamtliche Arbeit bekommen. Ich bin aber der Meinung, dass eine internationale Auszeichnung überfällig war. Daher freue ich mich über die Aufnahme von Lynn Fritz in die Ruhmeshalle der Logistik in diesem Jahr. Ich beglückwünsche die Jury zu ihrer Entscheidung und Sie, Herrn Fritz, zu Ihrem unermüdlichen Einsatz für Ihre Herzensprojekte.

Meine Damen und Herren: Spenden Sie dem Begründer der Logistik für humanitäre Organisationen großzügig Applaus. Es ist Lynn Fritz aus Kalifornien!