Gudrun Winner-Athens

1955 Geboren am 12. Juni in Iserlohn, verheiratet, eine Tochter

1974 Abitur und Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Westfälischen Wilhelms-Universität zu Münster. Abschluss zur Diplom-Kauffrau an der Georg-August-Universität zu Göttingen 

1981 Eintritt in das Familienunternehmen Winner Spedition GmbH & Co. KG, ab 1984 Geschäftsführende Gesellschafterin 

1990 Wahl in den Verwaltungsrat der Kombiverkehr, Deutsche Gesellschaft für kombinierten Güterverkehr mbH, Frankfurt a. M.

2000 Aufsichtsratsmitglied der Vereinigung Deutscher Kraftwagenspediteur, Bonn

2001 Vorsitzende des Verkehrsausschusses des Deutschen Industrie- und Handelskammertages in Berlin bis 2009

2001 Stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrates bei Kombiverkehr

2002 bis 2020 Vorsitzende des Verwaltungsrates bei Kombiverkehr

Ämter:

• Aufsichtsratsmitglied des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes e.V., Bonn 
• Mitglied des Verkehrsausschusses 
• Mitglied der Vollversammlung und Vizepräsidentin der SIHK zu Hagen 
• Vorsitzende der Wirtschaftsinitiative Nordkreis e.V., (WIN e.V.) Iserlohn
• 2020 Aufnahme in die Logistics Hall of Fame

• Gudrun Winner-Athens wird am 12. Juni 1955 in Iserlohn geboren. Sie studiert Wirtschaftswissenschaften  und am 2. Januar 1981 steigt die Enkelin des Firmengründers Hugo Winner nach einem Wirtschaftswissenschaftsstudium ins Familienunternehmen ein. Sie wird gemeinsam mit ihrem Veatter Willi Winner geschäftsführende Gesellschafterin der Winner Spedition GmbH & Co. KG in Iserlohn. Zwischen 2002 und 2020 leitet die Westfälin den Verwaltungsrat bei Kombiverkehr.
• Gudrun Winner-Athens gilt in Deutschland und Europa als Wegbereiterin für den Kombinierten Verkehr Straße- Schiene. Die Logistikunternehmerin hat maßgeblich zum Bedeutungszuwachs sowie zur Internationalisierung des Kombinierten Verkehrs auf der Schiene beigetragen und ist eine anerkannte Expertin in Sachen Straße-Schiene-Kombination. Mit ihrem Einzug in die Logistics Hall of Fame würdigt die internationale Jury ihr kontinuierliches Engagement für einen umweltfreundlicheren Güterverkehr.
• Winner-Athens kommt früh mit dem den Kombinierten Verkehr in Kontakt. Schon in den 70ern beginnt ihr Vater im nationalen Netz mit Kombinierten Verkehren unter anderem durch das Gebiet der ehemaligen DDR nach Berlin. Als Geschäftsführende Gesellschafterin setzt sie zunächst konsequent auf Spezialisierung und später auf Internationalisierung. Sie baut gemeinsam mit ihren Cousin die Familienspedition erfolgreich zum Langgutspezialisten für nicht systemkonforme Halbzeuge um. So entsteht ein Netz von 18 Niederlassungen in Deutschland und vier Tochtergesellschaften in Italien, Polen , Tschechien und Österreich mit mehr als 500 Mitarbeitern. 
• Neben dem bereits bestehenden nationalen KV beginnt sie in den 90er Jahren mit internationalen Kombilinien. Konsequent und mit Weitblick wird nur noch multimodal in Fuhrpark investiert. 2005 setzt das mittelständische, westfälische Unternehmen  den ersten Company Train, beladen ausschließlich mit Winner-Einheiten auf der Schiene. 
• Um die Verlagerung von der Straße auf die Schiene voranzubringen zu bringen, engagiert sich die Unternehmerin seit dem 90er Jahren auf der politischen Bühne für harmonisierte Eisenbahnmärkte in der EU. Sie kämpft dafür, die Wirtschaftlichkeit und Attraktivität der Leistungsangebote zu verbessern, um den nationalen und internationalen Verkehr weiter auszubauen und den Stellenwert des Kombinierten Verkehrs nachhaltig zu festigen. 
• Zwischen 2002  und 2020 führt sie den Vorsitz im Verwaltungsrat der Kombiverkehr Deutsche Gesellschaft für kombinierten Güterverkehr mbH & Co. KG, der sich unter ihrer Führung zu Europas Marktführer im Kombinierten Verkehr Straße-Schiene entwickelt. 
• Der Kombioperateur war 1969 von 56 Straßentransporteuren und Kraftwagenspeditionen als Operateur für den Kombinierten Verkehr Schiene-Straße gegründet worden. Der Verwaltungsrat besteht aus gewählten Kommanditisten und seit 1996 zwei Vertretern der Deutschen Bahn. 1999 tritt die DB Cargo aus der Kommanditgesellschaft aus und legt ihr Mandat im Verwaltungsrat nieder. Drei Jahre später im Jahr 2002 ist es Winner-Athens zu verdanken, dass die DB Cargo wieder Anteilseigner wird. Sie ist gerade zur Verwaltungsratsvorsitzenden bei Kombiverkehr gewählt worden und führt die Kooperationsgespräche. Ihr gelingt ein bemerkenswerter Erfolg, der so heute wohl nicht mehr möglich wäre. Sie ringt der Bahn eine 50:50-Beteiligung auf Augenhöhe ab und bewahrt diese Partnerschaft bis heute. 
• Durch die enge Kooperation erreicht sie eine optimale Verzahnung von Produktions-Know-how auf der einen Seite sowie Markt- und Produkt-Know-how auf der anderen Seite. Der Kooperationsvertrag mit der DB Cargo wird zum Meilenstein für den Kombinierten Verkehr und gibt dem entscheidenden Wachstumsimpuls für die Verlagerung auf die Schiene. 
• Den wirtschaftlichen und Klimavorteilen zum Trotz ist der Kombinierte Verkehr Straße-Schiene in Deutschland das Stiefkind der Verkehrspolitik geblieben und aus vielerlei Gründen nicht unbedingt eine lupenreine Erfolgsgeschichte. Ideologien, Strukturen und vielleicht auch die gute Arbeit der Straßenverkehrslobby macht es bis heute den besten Verlagerungswünschen nicht gerade leicht. Umso höher sind die Erfolge einer in vielerlei Hinsicht benachteiligten Verkehrsart einzuschätzen. 
• Ökologie und Ökonomie gehen beim Kombinierten Verkehr Hand in Hand, pflegt Gudrun Winner-Athens zu sagen. „Wenn man Kombinierten Verkehr wirtschaftlich betreiben will, muss man sich für diese Verkehrsart mit allen Konsequenzen entscheiden, denn alles andere funktioniert nicht.“

Fotos: LHOF/Sebastian Gabsch

Laudatio auf Gudrun Winner-Athens anlässlich de Aufnahme in die Logistics Hall of Fame am 25. November 2021

Laudator: Michael Kubenz

Sehr geehrter Herr Parlamentarischer Staatssekretär Bilger,

Liebe Anita,

Verehrte Preisträger der vergangenen Jahre,

meine sehr verehrten Damen und Herren,

liebe Gudrun,

schön, heute Abend hier vor Ihnen zu stehen und diese Laudatio persönlich halten zu dürfen, und nicht als Videomeeting.

Schön, zum einem, weil ich Dich liebe Gudrun vor nunmehr 40 Jahren bei der Hochzeit von Michael Frye in Osnabrück, kennen gelernt habe und so ein bisschen Dein Leben begleiten durfte, aber vor allem auch, weil – und wir sind ja unter uns – der Kombinierte Verkehr kein leichtes Terrain ist, nie war. Ich spreche da auch aus eigener Erfahrung. Güter gehören auf die Schiene, die Lebenslüge der Verkehrspolitik. Das macht die Leistung unserer neuen Hall of Famerin umso bemerkenswerter. Denn sie musste richtig dicke Bretter bohren, zu einer Zeit als Frauen in und mit Verantwortung keine Selbstverständlichkeit waren. Und zu einer Zeit, als der kombinierte Verkehr Schiene-Straße noch im Aufbau war und als man zur Persona non-grata wurde, sobald man den Begriff KV-Bahn in den Mund nahm. KV-Bahn, für nicht Insider, ist der Begriff für den Wunsch nach einer eigenen Traktion mit eigenen Lokomotiven innerhalb des DB-Konzerns.

Gudrun ich glaube, das hat dich gerade herausgefordert. Was wiederum viel über Deinen Charakter aussagt. Es lohnt sich, einmal darüber nachzudenken, was wir alle daraus lernen können.

Dicke Bretter bohren, heißt überzeugt zu sein. In unendlich vielen Gesprächen mit Kollegen, Politikern und Eisenbahner hast Du für die Vorteile des kombinierten Verkehrs geworben. Hartnäckig, wie man politisch korrekt sagen würde, hast Du Einfluss auf Bahner und Politiker in Deutschland und der EU genommen und schließlich alle überzeugt.

„Gudrun Winner-Athens gilt in Deutschland und Europa als Wegbereiterin für den Kombinierten Verkehr Schiene-Straße und wenn es um den Kombinierten Verkehr Schiene-Straße geht, macht ihr keiner so leicht etwas vor“, schreibt die Jury dazu in ihrer Begründung. Fakt ist, dass sich die Einstellung zum Kombinierten Verkehr ändert, ist auch der Beharrlichkeit dieser Frau zu verdanken, die wir heute in die Logistics Hall of Fame aufnehmen.

Wer ist diese Frau, die heute in die Weltruhmeshalle der Logistik aufgenommen wird?

Die Fakten:

Gudrun Winner-Athens wurde am 12. Juni 1955 in Iserlohn geboren. Die Lkw-Werkstatt ist vor mehr als 50 Jahren ihr Kinderzimmer. Sie wurde in die Spedition hineingeboren und das war und es ist ihr Leben.

Sie studiert Wirtschaftswissenschaften und steigt 1981 ins Familienunternehmen ein. Mit 26, als Frau in einer Schwerlastkraftwagenspedition. Kein einfacher Job, aber sie beißt sich durch, durchläuft alle Abteilungen, lernt Logistik von der Pike auf.

Zu der Zeit herrschte ein eher rüder Ton in der Kraftwagenspedition und es dürfte nicht leicht gewesen sein.  Doch unsere Neu-Hall of Famerin verkörperte schon damals die für Spediteure typische Hartnäckigkeit.

Nach drei Jahren wird sie - gemeinsam mit ihrem Vetter Willi Winner - geschäftsführende Gesellschafterin der Winner Spedition GmbH & Co. KG. Sie wird Unternehmerin im besten Sinne des Wortes.

Weil sie keinesfalls Buchhaltung oder Personal machen wollte, und auch in der Familie keiner geschäftlichen Auseinandersetzung aus dem Weg ging – setzte sie sich auch hier durch, wurde der strategische Kopf, und der männliche Counterpart war zuständig für die Finanzen. Sie richtet das Geschäft neu aus, setzt auf Spezialisierung und Internationalisierung – und auf den Kombinierten Verkehr.

Gudrun Winner-Athens redet aber nicht nur über Kombinierte Verkehre, sie lebt sie. Auch, weil es für das eigene Geschäft Sinn macht. Neben dem bereits bestehenden nationalen KV beginnt sie in den 90er Jahren mit internationalen Kombilinien. Konsequent wird nur noch multimodal in Fuhrpark investiert und 2005 setzt der Mittelständler Winner Spedition den ersten Company Train, beladen ausschließlich mit Winner-Einheiten auf die Schiene in Richtung Italien.

1990 trägt man ihr an für den Verwaltungsrat der Kombiverkehr Deutsche Gesellschaft für kombinierten Güterverkehr mbH & Co. KG, Frankfurt zu kandidieren. Nach einer begeisternden Vorstellungsrede wird Sie gewählt. 30 Männer, alle sehr dominant und dabei eine 35-jährige Frau. Sollte sich damals der eine oder andere Hoffnungen gemacht haben, man könne diese junge Frau steuern, war das wohl der Irrtum seines Lebens. Denn den „Umgang mit dominanten Männern“ hatte sie in der Familie und im Unternehmen schon Jahre zuvor erfolgreich absolviert. Winner-Athens wird einstimmig zur Vorsitzenden gewählt und führt zwischen 2002 und 2020 den Verwaltungsrat souverän. Sie wird zur großen Vorsitzenden und führt die Deutsche Gesellschaft für kombinierten Güterverkehr mit viel Vertrauen und Einigkeit. Kontinuität ist ihr Credo und – ganz Jäger - sie hat einen langen Atem und kann auf den günstigsten Zeitpunkt waren, auch wenn es einmal etwas länger dauert.

Es ist ihr zu verdanken, dass im Jahr 2002 die DB Cargo Anteilseigner wird. Sie führte schwierige Kooperationsgespräche und schafft es, eine 50:50-Beteiligung bis heute zu bewahren. Der Kooperationsvertrag mit der DB Cargo und der Mut auch Risiken einzugehen, war der Wachstumsimpuls für den KV.

Gelegt hat ihn Gudrun Winner-Athens, was die Jury völlig zurecht erkannt hat. Die Kombiverkehr in Frankfurt wurde zum größten und erfolgreichsten Operateur in Europa.

Meine Damen und Herren,

die Jury schreibt, ich zitiere: „Gudrun Winner-Athens gilt in Deutschland und Europa als Wegbereiterin für den Kombinierten Verkehr Straße-Schiene. Die Logistikunternehmerin hat maßgeblich zum Bedeutungszuwachs sowie zur Internationalisierung des Kombinierten Verkehrs auf der Schiene beigetragen und ist eine anerkannte Expertin in Sachen Straße-Schiene-Kombination. Mit ihrem Einzug in die Logistics Hall of Fame würdigt die internationale Jury ihr kontinuierliches Engagement für einen umweltfreundlicheren Güterverkehr.“

Die Logistics Hall of Fame vergibt die höchste Auszeichnung für Menschen in der Logistik. Sie ist kein Lebenswerkpreis, sondern dokumentiert eindrucksvoll die großen logistischen Meilensteine. Spitzenleistungen, die die Mitglieder der Hall of Fame vollbracht haben, und damit – und das ist entscheidend - über die Grenzen des eigenen Unternehmens hinaus die Logistik vorangebracht haben. Wer als Mitglied gewählt wird, befindet sich in sehr exklusiver Gesellschaft. Ob man als Mitglied gewählt wird, das entscheidet eine internationale Jury aus 70 Wissenschaftlern, Unternehmern, Medienmenschen, Logistikmanagern und -experten. Und diese Jury weiß, was sie tut.

Meine Damen und Herren der Jury, ich möchte mich bei Ihnen bedanken für Ihr Engagement und Sie haben eine sehr gute und vor allem die richtige Wahl getroffen!

Lieber Gudrun, ganz herzlichen Glückwunsch! Du hast ein Loch in das dicke Brett gebohrt und dem Kombinierten Verkehr den Weg bereitet, auf dem nun die nächste Generation und auch die Politik aufbauen kann. Meine Damen und Herren, vielen Dank.