Gala-Empfang 2014
Mitglieder der Logistics Hall of Fame haben sich über die Grenzen des eigenen Unternehmens hinaus um die Weiterentwicklung von Logistik und Supply Chain Management außergewöhnlich verdient und die Branche maßgeblich und nachhaltig vorangebracht. Ihre Leistungen für die Logistik sollen mit dieser ewigen Ruhmeshalle auch künftigen Generationen von Logistikern in Erinnerung gerufen werden.
Herr Daimler, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Aufnahme in die Logistics Hall of Fame.
Das sagt mir leider sehr wenig, junger Mann. Ich wäre gern in die Ruhmeshalle für Erfinder oder Industrielle eingezogen.
Dort ist Ihnen Ihr Platz ohnehin sicher. Aus Ihrem Unternehmen ist längst ein Weltkonzern geworden, und ihre Erfindungen rund um das Fahrzeug haben die Moderne geprägt.
Das freut mich zu hören. Aber was verschafft mir die Ehre, in die Logistik Hall of Fame einzuziehen?
Sie gelten als Erfinder des Lastwagens, der sich zum weltweit führenden Transportmittel für den Güterverkehr an Land entwickelt hat.
Daran erinnere ich mich gut. Das war ein kleines, aber feines Geschäft. Die Engländer waren ganz scharf auf das Fahrzeug und haben ein hübsches Sümmchen bezahlt.
…4600 Goldmark, nach heutiger Kaufkraft etwa 45.000 Euro …
Diskretion, junger Mann! Zu meiner Zeit durften Journalisten noch nicht in den Geschäftsbüchern herumstöbern. Ich habe schon geahnt, dass es ein Erfolg wird. Die Lastwagen waren schneller und um einiges ausdauernder als Pferdekutschen. Ich hätte gern noch daran weitergearbeitet. Etwas kräftigere Motoren wären an den Steigungen schon eine Hilfe gewesen, und die Käufer fragten nach höheren Nutzlasten.
Beides haben Ihre Nachfolger bestens hinbekommen. Die LKW-Motoren im Fernverkehr leisten 400 bis 500 PS – teilweise auch mehr – und die Zuladung beträgt ungefähr 25 bis 28 Tonnen. Das von Ihnen gegründete Unternehmen experimentiert sogar mit fahrerlosen Trucks.
Das wurde aber auch Zeit. Ich habe damals schon gesagt, dass der Markt begrenzt ist, weil es nicht genügend geeignete Chauffeure gibt.
Stimmt, Fahrermangel ist ein Thema. Immerhin sind allein in Deutschland 2,6 Millionen LKW zugelassen. Und im Europäischen Fernverkehr ist der LKW völlig unverzichtbar.
Alle Wetter. Das hätte ich nicht gedacht.
Weil Sie den LKW nicht die für den Fernverkehr erforderliche Reichweite zugetraut haben?
Hören Sie mal! Ich bin Ingenieur. Natürlich waren seit meiner Zeit dafür einige Probleme zu lösen, aber meine Nachfolger hatten ja auch mehr als 100 Jahre Zeit. Nein, was mich erstaunt ist, dass es zwischen den Ländern Europas und der Welt so einen intensiven Warenaustausch gibt.
Dass Waren heutzutage schnell, kostengünstig und flexibel von einem Ende Europas an das andere gebracht werden können, hat letztlich auch Ihre Erfindung möglich gemacht. Nicht zuletzt deshalb hat Sie die Expertenjury in die Logistics Hall of Fame gewählt.
Darauf kann ich in der Tat stolz sein. An internationalen Wirtschaftsbeziehungen lag mir schon zu Lebzeiten sehr viel. Richten Sie den Experten verbindlichsten Dank für die Wahl aus.
Geboren am 17. März 1834 in Schorndorf
1848 Abschluss der Lateinschule, Lehre als Büchsenmacher
1852 Gesellenprüfung zum Büchsenmacher
1853 erste Anstellung in einer Maschinenfabrik
1857 Maschinenbaustudium an der Polytechnischen Schule in Stuttgart
1862 Konstrukteur bei der Metallwarenfabrik Straub
1865 Leiter der Maschinenfabrik des Bruderhaus-Waisenheims in Reutlingen
1869 Leiter der Werkstätten der Karlsruher Maschinenbaugesellschaft
1872 Wechsel zur Deutz AG, ab 1875 Leiter der Werkstätten
1882 Gründung der Cannstatter Versuchswerkstatt
1890 Gründung der Daimler-Motoren-Gesellschaft gemeinsam mit Wilhelm Maybach, Max Duttenhofer und Wilhelm Lorenz
1894/95 Vorsitzender des Aufsichtsrats der Daimler-Motoren-Gesellschaft
1896 Bau des ersten motorisierten Lastwagen
1900 stirbt Gottlieb Daimler in Cannstatt
2014 Aufnahme in die Logistics Hall of Fame
Über seine Aufnahme in die Logistics Hall of Fame hätte sich Gottlieb Wilhelm Daimler (* 1834; † 1900) möglicherweise ein wenig gewundert. Er selbst sah sich als Ingenieur, Konstrukteur und Industrieller. Doch der von ihm auf den Markt gebrachte LKW machte ihn zu einem Pionier des modernen Güterverkehrs, der die Basis für alle logistischen Netze gelegt hat.
Der weltweit erste LKW war sozusagen ein Spätwerk. Gottlieb Wilhelm Daimler war 62 Jahre alt und auf dem Zenit seiner Karriere, als ihm der große Coup gelang. Am 1. Oktober 1896 lieferte die Daimler-Motoren-Gesellschaft den ersten LKW der Welt aus. Das Premierenmodell wurde durch einen 4 PS starken Zweizylindermotor angetrieben und war immerhin für eine Nutzlast von 1500 kg ausgelegt. Daimler begründete damit gleichzeitig die große deutsche Tradition im Export von Lastwagen. Für 4600 Goldmark wurde das Fahrzeug an die British Motor Syndicate nach London verkauft. Die Kunden von der Insel waren zufrieden. Sie bekamen Qualität nach Daimlers Motto: „Das Beste – oder nichts“.
Von der Anmutung erinnerte der erste motorisierte Lastesel für die Straße eher an eine Pferdekutsche. Der Motor saß unter der Hinterachse, das Fahrzeug schaffte laut Produktbeschreibung gerade einmal 16 km/h, andere Quellen sprechen gar von nur 10 km/h. Steigungen bis zu zehn Prozent schaffte das Gefährt – allerdings nur, wenn es nicht voll ausgelastet war. Und doch: Die Flexibilität und die Leistungsfähigkeit des neuen Fahrzeugtyps sorgten dafür, dass seine Nachfahren sich als Landverkehrsträger Nummer eins etablierten. Heute sind allein in Deutschland mehr als 2,6 Millionen LKW aller Gewichtsklassen zugelassen. Sie sind das Rückgrat des Transports und damit der modernen, arbeitsteiligen Wirtschaft. Mehr als 70 Prozent der Verkehrsleistung im deutschen Güterverkehr werden von LKW erbracht.
„Die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen wird eine Million nicht überschreiten – allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren“.
Gottlieb Daimler hatte so einen Boom in keiner Weise erwartet. Er soll gesagt haben: „Die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen wird eine Million nicht überschreiten – allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren“. überschreiten – allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren“. Und diese Prognose bezog die PKW mit ein. Anderen Quellen zufolge soll er den Bedarf sogar weltweit bei nur 5.000 Fahrzeugen gesehen haben.
Im Alter von 65 Jahren stirbt der geniale Ingenieur, erfolgreiche Unternehmer und Pionier des Straßengüterverkehrs. Den Siegeszug der LKW hat er nur noch in den Anfängen miterlebt.
Daimlers erster LKW hatte 4 PS, eine Nutzlast von 1500 kg und wurde umgerechnet für die stattliche Summe von 45.000 Euro nach England verkauft. Er sollte nicht lange ein Unikat bleiben. In der Aufbruchstimmung kurz vor Anbruch des neuen Jahrhunderts setzte auch die Wirtschaft auf die Motorisierung des Transportwesens. Im Jahr 1897 bietet die DMG unter der Bezeichnung „Daimler – Geschäfts-wagen“ eine Lieferwagen-Modellreihe für Nutzlasten von 500 bis 2 000 kg an. Sie umfasst fünf Typen mit 3 PS, 4 PS, 6 PS, 8 PS und 10 PS.
Auf der Automobil-Ausstellung in Paris 1898 stellen Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach ein neues Modell für 5 Tonnen Nutzlast vor. Der längsstehende Viertaktmotor ist vorn unter einer Motorhaube eingebaut, angetrieben wird er über ein Zahnradwechselgetriebe, Kardanwelle und Ritzel auf die Hinterräder. Optisch ist dieser LKW ein identifizierbarer Urahn der modernen LKW-Generationen, während die vorher verkauften Typen eher an die Nachfahren der Pferdekutsche erinnerten. Quelle: Daimler AG
Fotos: Daimler AG
Die Logistics Hall of Fame® ehrt international Persönlichkeiten, die sich um die Weiterentwicklung von Logistik und Supply Chain Management außergewöhnlich verdient gemacht haben. Darüber hinaus verfolgt sie den Zweck, herausragende Leistungen in der Logistik zu dokumentieren und Innovationen anzustoßen. Sie will damit die Innovationskraft der Logistik in die Öffentlichkeit tragen und zur Wettbewerbsfähigkeit und zum Ansehen der Logistikbranche beitragen. Die Schirmherrschaft hat Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr, inne.